In dieser Folge anlässlich des Weltfrauentags am 8. März spreche ich über vier der gängigsten Mythen rund um die weibliche Sexualität.
Du lernst, ob Frauen wirklich weniger Lust haben, schwerer zum Orgasmus kommen und ob die Glorifizierung des “vaginalen” Höhepunkts gerechtfertigt ist. Und: Was es wirklich bedeutet, wenn deine Vagina feucht ist.
Diese Folge soll dich empowern, mehr über dich und deine Sexualität zu wissen. Denn: Wissen ist Macht!
Haben Frauen wirklich weniger Lust als Männer?
Du erfährst:
- Die Erkenntnis, die meine Sexualität komplett verändert hat
- Unsere eingeschränkte Sicht auf Orgasmen und eine neue Definition
- Welche Faktoren deine Lust beeinflussen
- Dass Lust ein Muskel ist, den du trainieren kannst
- Gründe für den Orgasm-Gap zwischen (hetero) Frauen und Männern
À propos Orgasm-Gap: Der Pleasure Queens Club geht in eine neue Runde Der Club ist dein Fitnessstudio für erfüllte Sexualität und florierende Lust – melde dich jetzt an! christinchudy.com/club
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Ich hoffe sehr, dass dich diese Folge ermächtigt, selbstbewusster deine eigene Sexualität zu leben und vielleicht bei der nächsten Diskussion um diese Mythen das Wort zu ergreifen. Frage dich: Welches Wissen brauchst du, um noch selbstsicherer im Umgang mit deiner Sexualität zu werden?
Schreib mir gern unter diesen Beitrag oder in die Kommentare bei Instagram @christinchudy, wie dir diese Podcastfolge gefallen hat und was du für dich mitnehmen konntest.
Shownotes
Ich freue mich sehr über dein Feedback hier als Kommentar, direkt bei Youtube oder auf den Podcast-Portalen!
Frauen haben weniger Lust und andere Mythen
Heute möchte ich gerne über vier Mythen sprechen, die sich um die weibliche Sexualität ranken und die natürlich dann auch so richtig schön widerlegen.
Okay, wir steigen direkt ein.
Mythos #1: Frauen haben weniger Lust als Männer
Ja, this is a big one. Hier können wir natürlich erstmal die Frage stellen, was ist Lust überhaupt?
Bedeutet es, dass man Lust auf Penetration hat oder bedeutet das einfach nur, dass man Lust auf Nähe hat? Das sind Fragen, die wir uns stellen müssen.
Oder ist es der Grad der Erregung, wie feucht du bist oder wie hart der Penis ist?
Aus wissenschaftlicher Perspektive sind Vergleiche deshalb eher schwierig, wenn nicht gar unzulässig, weil wir Lust gar nicht richtig definieren können.
Um trotzdem auf die Unterschiede zwischen einer Frau und einem Mann zu kommen, was die Sexualität betrifft, ist es schon so, dass die weibliche Sexualität in der Regel (Ausnahmen bestätigen die Regel), mehr Kontext-basiert ist.
Kontext-basiertes Verlangen heißt:
- Das Lust abhängig ist vom Kontext
- Der Kontext ist alles, was sowohl im Außen an Faktoren unser Lustempfinden beeinträchtigen oder beeinflussen kann, als auch unsere innere Verfassung.
- Deine innere Verfassung kann zum Beispiel sein:
- dass du gerade sehr viel Stress hast,
- stark an dir zweifelst
- noch ganz viele To-dos hast, die du noch nicht geschafft hast am Tag
- Welche Glaubenssätze du mitbringst über deine Sexualität, über deinen Körper, über Beziehungen
- Die äußeren Faktoren, die dein Verlangen beeinträchtigen können, können zum Beispiel die kratzende Bettwäsche oder der bellende Hund in der Nachbarschaft.
Das können alles Faktoren sein, die den Kontext beeinträchtigen. Und der Kontext ist für Frauen in der Regel wichtiger als für Männer.
Dennoch können wir nicht verallgemeinernd sagen, dass Frauen in der Regel weniger Lust haben als Männer. Da Lust nicht nur bei Frauen von diesen ganzen Faktoren abhängig ist, sondern auch bei Männern.
Lust ist etwas, was sich verändern kann.
Lust kann sich im Laufe des Lebens verändern, sie kann sich sogar im Laufe eines Tages verändern.
Lust ist sogar auch etwas, was du selbst trainieren kannst. Lust ist wie ein Muskel, den du trainieren kannst. Und deswegen ist es ein Mythos zu sagen, Frauen haben weniger Lust als Männer.
Mythos #2: Frauen können nur schwer zum Orgasmus kommen
Es ist in der Tat so, dass Frauen solo doppelt so häufig zum Orgasmus kommen, wie beim partnerschaftlichen Sex.
Also zeigt das ja schon mal, dass wir prinzipiell in der Lage sind, zum Orgasmus zu kommen. Allerdings gibt es natürlich trotzdem den Orgasm-Gap. Frauen kommen beim Hetero-Sex am seltensten zum Orgasmus.
Woran liegt das? Da gibt es sehr viele Gründe. Aber meiner Meinung nach ist der größte die Vernachlässigung der Klitoris und des sogenannten “Vorspiels”, was in meinen Augen kein Vorspiel ist, sowie der Fokus auf die Penetration.
Den Fokus auf die Penetration, den gucken wir uns natürlich ab aus Medien, aus Pornografie. Das ist das, was wir lernen in der Schule.
Wenn wir mehr Stimulation und mehr Fokus auf die Klitoris bringen würden, dann würden Frauen auch häufiger zum Orgasmus kommen.
Also Männer, nehmt euch Zeit, die Klitoris zu stimulieren, beziehungsweise den gesamten Körper der Frau! Und dann klappt es vielleicht auch mit dem Höhepunkt.
Was auch noch eine Rolle spielt, sind kulturelle Gegebenheiten. Gerade, wenn wir weltweit die Rolle der weiblichen Sexualität anschauen, hier in unserer westlichen Gesellschaft leben wir ja schon relativ befreit, was unsere Sexualität angeht. Das ist nicht in allen Ländern so. Und natürlich auch das kulturelle Erbe, die sexuelle Befreiung der Frau, das ist was, was gerade erst passiert. Das ist definitiv auch einer der Gründe, warum wir diesen großen Unterschied haben.
Also kurzes Fazit: Es gibt unterschiedliche Studien, die Zahlen schwanken, tendenziell haben fast 100% der Männer beim Hetero-Sex einen Orgasmus und nur 30-60% der Frauen. Trotz der großen Bandbreite sieht man, dass der Unterschied da und nicht gering ist.
Doch prinzipiell sind Frauen in der Lage, zum Orgasmus zu kommen. Und da kann natürlich auch der Partner (bei einer heterosexuellen Beziehung) etwas dazu beitragen.
Mythos #3: Wenn ihre Vagina feucht ist, dann möchte sie Sex
Hört sich erstmal logisch an, oder? Aber das ist tatsächlich nicht immer der Fall!
Und das war für mich, als ich angefangen habe, mich auf diese Reise zu begeben, meine Ausbildungen zu machen, der größte Aha-Moment und Game Changer in meiner Sexualität.
Dass es so was gibt, was wir Nicht-Übereinstimmung nennen.
Was heißt Nicht-Übereinstimmung:
- deine Genitalien können zwar sagen, da ist etwas sexuell relevant und darf in mich eindringen
- aber dein Kopf, vielleicht auch der Rest deines Körpers, ist überhaupt nicht bereit dafür
- D.h. du hast vielleicht gar keine Lust auf Sex, obwohl deine Vagina feucht ist!
Das ist so unfassbar empowernd, das zu wissen! Für mich war das tatsächlich ganz oft so ein Totschlag-Argument. Ich habe ganz häufig von dem Menschen gehört, mit dem ich intim war, “ja aber du bist doch total feucht, wieso hast du denn jetzt keine Lust?”
Und ich konnte das nicht entkräften. Und deswegen ist es so wichtig, dass du davon weißt!
Und das krasseste ist, dass es neun von zehn Mal so ist. Also: Dass du neun von zehn Mal entweder Lust hast, aber deine Vagina nicht feucht ist oder deine Vagina feucht ist und du keine Lust hast.
Bei Frauen liegt die Nicht-Übereinstimmung bei 90 Prozent. Das heißt in nur zehn Prozent der Fälle passt es, dass deine Vagina feucht ist und du Lust hast. Das ist doch mindblowing!
Bei Männern ist die Rate kleiner, aber auch nicht so unerheblich. Da liegt sie bei 50 Prozent, was ich auch gar nicht so wenig finde. Und das ist zum Beispiel die altbekannte Morgenlatte, die nicht heißt, dass der Mann Lust auf Sex hat. Und andersrum aber auch, Erektionsstörung: Mann hat Lust auf Sex, aber keine Erektion.
Wenn dein Partner, deine Partnerin das nicht weiß, dann sag es ihr oder ihm!
Und woran liegt das denn jetzt, dass dieser Unterschied so krass ist? Das liegt daran, dass Lust im Gehirn beginnt. Und unser Gehirn ist halt super empfindlich, was den Kontext angeht, was ich ja beim ersten Mythos schon erklärt habe. Also so was wie Stress, Beziehungsprobleme, Umgebungsgeräusche, das alles spielt da mit rein, ob du Lust empfindest oder nicht. Und deine Genitalien reagieren nur auf diesen sexuell relevanten Reiz, was dein sexy Lover sein kann oder was auch immer. Und das ist der Grund dafür, dass es so häufig diese Nicht-Übereinstimmung gibt.
Mythos #4: Der vaginale Orgasmus ist der einzig wahre Orgasmus
Der Freud’sche Trugschluss. Ich glaube, dass wir mittlerweile auch begriffen haben, dass es ein Trugschluss ist. Aber ich möchte es trotzdem gerne hier nochmal aufgreifen, weil es mir tatsächlich immer noch begegnet, dass viele Frauen denken, wenn sie nicht “vaginal” zum Orgasmus kommen können, ist irgendwas falsch mit ihnen.
Das ist nicht so. Das kann ich dir auf jeden Fall schon mal sagen. Denn den wirklich reinen vaginalen Orgasmus gibt es gar nicht, da auch da die Klitoris beteiligt ist.
Die Klitoris besteht aus Schenkeln und einem Schwellkörper und diese reichen in das Innere der Vagina hinein. Das heißt, wenn du innerhalb deiner Vagina stimuliert wirst, dann wird auch die Klitoris bzw. das Schwellgewebe der Klitoris mit stimuliert.
Und das heißt, es gibt überhaupt gar kein reinen vaginalen Orgasmus.
Diese Unterscheidung in klitoral, vaginal, anal ist in meinen Augen irreführend in dem Sinne, weil wir uns dann wieder so auf dieses vermeintliche Ziel konzentrieren: Orgasmus, Orgasmus, Orgasmus. Und dabei die ganze Reise vergessen. Und das ist eigentlich das Spannendste an der ganzen Nummer.
Ich will nicht sagen, dass ein Orgasmus nicht ein wahnsinnig schönes Gefühl sein kann und ich will den Orgasmus nicht schlecht reden, aber es ist halt auch nur ein Teil der Reise.
Der Orgasmus ist nur die Kirsche auf der Sahnetorte.
Oder er ist das Dessert, wenn du so ein 50-Gänge-Menü hast. Und wenn du das Dessert dann nicht bekommst, hat es dir vielleicht trotzdem super lecker geschmeckt – je nach Menü 😉
Was ist denn eigentlich ein Orgasmus? Also wie fühlt sich das im Körper an? Ein Orgasmus ist die unwillkürliche Entladung sexueller Spannung. Und was in deinem Körper dafür beteiligt werden muss, dass das passiert, ist voll egal. Es kann auch sein, dass du an den Lippen stimuliert wirst und auf einmal zum Orgasmus kommst. Oder dass du in der Armbeuge oder in den Achselhöhlen stimuliert wirst und auf einmal einen Orgasmus hast. Oder am Hals. Das kann alles passieren.
Ich finde wirklich, wir sollten noch mal schauen, wie unsere Definition von Orgasmus eigentlich aussieht. Denn laut Wissenschaft ist der Orgasmus der Höhepunkt der sexuellen Lust. Das könnte man ja schon mal hinterfragen.
Der zumeist mit der Kontraktion der Beckenboden-Muskulatur und dadurch auch einer stärkeren Durchblutung der Genitalien einhergeht. Ist eine Definition von Orgasmus.
Aus tantrischer Sicht ist diese Definition ziemlich limitiert, weil Ganzkörperorgasmen, da kontraktiert sich nicht so viel im Beckenboden. Oder auch Throat-Orgasms, also Halsorgasmen. Oder auch Nippelorgasmen. Das ist also eine sehr limitierte und eingeschränkte Sicht auf das Thema Orgasmus.
Und das würde ich hier auch gerne noch ein bisschen mit reingeben, dass es nicht unbedingt heißt, dass der Beckenboden sich an- und entspannen muss.
Wir definieren den Orgasmus neu.
Jede Empfindung, die dir Lust bereitet, ist vielleicht schon so ein kleiner Mini-Orgasmus. Oder, ja, dass nicht nur die große Explosion am Ende ist, wie so ein Berggipfel, den du erreichst, wo es dann wieder bergab geht, sondern jede Empfindung kann so eine Explosion auslösen. Orgasmische Zustände herstellen, Wellen- oder kreisförmige Zustände der Ekstase in dir hervorrufen, die vielleicht nicht nur minuten-, sondern stundenlang andauern.
Und das sich mal auf der Zunge zergehen zu lassen, dass das auch Orgasmus sein kann, das weitet unser Verständnis davon, was möglich ist in der Sexualität.
Ich glaube, diese Definition ist von Layla Martin, sie sagt, dass ein Orgasmus folgende drei Kriterien beinhaltet:
- Das Gefühl von Lust,
- das Gefühl von Expansion, also dass irgendwas aufgeht, entweder dein Herz oder sich deine Yoni öffnet,
- und das dritte Gefühl von Bewusstseinserweiterung oder -veränderung (z.B. Trance-Gefühl)
Diese neue Definition von Orgasmus erweitert unsere Perspektive und zeigt, dass eben nicht zwingend die Beckenbodenmuskulatur für einen Orgasmus kontraktieren muss. Ja auch, aber halt nicht nur. Und das finde ich super wichtig, das hier auch noch mal rein zu bringen.
Okay, das war’s schon. Vier Mythen über die weibliche Sexualität.
Ich freue mich sehr von dir zu hören. Lass mir gern Kommentare auf Instagram, unter den Podcast-Posts da, was du mitgenommen hast, was dich vielleicht auch am meisten überrascht hat an Mythen und wie wir sie aufgedeckt und gebusted haben.
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